Kettenbrief - alle Jahre wieder...Microsoft/AOL E-Mail Beta-TestKettenbriefe: Alle Jahre wieder... Eigentlich, so sollte man meinen, eigentlich sind wir doch erwachsene und mündige Bürger, die über eine gewisse Portion Menschenverstand verfügen. Wir stehen unseren Mann / Frau in Beruf und Familie, regeln unseren Alltag, erziehen unsere Kinder und pflegen unser soziales Umfeld. Das erfordert heute mehr denn je unsere gesamte Aufmerksamkeit und ist wahrlich kein Kinderspiel. Vielleicht setzt der dafür erforderliche Verstand gerade deshalb in gewissen Momenten aus, und wir fallen auf die billigsten Taschenspielertricks und auf die dümmsten Scherze herein? Ja, das muss der Grund dafür sein, dass bei gestandenen Männern und Frauen die Ratio aushakt, wenn jemand mit virtuellen Geldscheinen wedelt. Aber fangen wir doch vorne an... Eine Zeit lang erreichte uns vermehrt derin 2006 / 2007 populäre Hoax "Kettenbrief: Microsoft/AOL E-Mail Beta-Test" [ Kettenbrief: Microsoft/AOL E-Mail Beta-Test ] - dieser Artikel befasst sich damit. Der Kettenbrief ist nichts Neues und uns allen als Humbug bekannt; erzählt uns jemand, er sei auf einen solchen hereingefallen, so heben wir vielleicht eine Augenbraue und lächeln mitleidig. Das Internet und besonders der Dienst Email bieten natürlich eine hervorragende technische Grundlage für Kettenbriefe, und deswegen wird es gerne von zwielichtigen oder unterbelichteten Geistern als Vehikel für derlei Unfug genutzt - das Ergebnis nennt sich dann auf Neudeutsch Hoax (Das Wort Hoax ist englisch und bedeutet soviel wie Scherz). Die Motive für diesen Unsinn sind meist finanzieller oder politischer Art und dienen, wenn überhaupt, dem Verfasser - allerdings dürften die Hersteller von Computer-Hardware ebenfalls davon profitieren, belasten diese Emails doch Mailserver, Gateways usw., was nach einer Ausweitung der Kapazitäten verlangt. Vielleicht sind die Urheber ja schlaue Firmenfüchse? Nun, Spaß beiseite: Das Verbreiten von Hoaxes ist nicht nur ärgerlich für die Empfänger und belastet das System, sondern es hat auch eine Seite, die durchaus rechtliche Konsequenzen für den gutgläubigen 'Weiterleiter' haben könnte. Immerhin wird nicht nur die Privatsphäre des Empfängers beeinflusst, sondern es werden in der Regel im cc (cc steht für "carbon copy", also "Durchschlag" oder "Vervielfältigung" - Es gibt übrigens auch einen bcc , das steht für "blind carbon copy" und ermöglicht ein Versenden an mehrere Empfänger, ohne dass die Emailadressen der anderen Adressaten sichtbar werden.) zig andere Emailadressen veröffentlicht, die jeder Empfänger lesen kann. Die Spammer wird es freuen! Spam? Kennen Sie, oder? Klar, das sind die Emails, von denen wir reichlich bekommen. Wenn uns auch sonst niemand schreibt, die Spammer denken an uns und beglücken uns mit Viagra, Lottomillionen, Erbschaften in Südamerika und, ja richtig, jetzt mal wieder mit den Milliarden von Billyboy. Na prima. Das Business mit dem Spam floriert, und damit sich der Propeller dreht, braucht der fleißige Spammer Emailadressen - am besten valide Emailadressen, also solche, die tatsächlich existieren und genutzt werden. Doch wie bekommt er die? Viele Wege führen nach Rom, einer wäre in diesem Kontext das Auswerten von Ketten-Emails. Also die Spammerbranche steckt hinter den Kettenbriefen? Wie eben erwähnt, ist die Microsoft/AOL-Mär nicht neu, sondern ein recht alter Hut. Bereits im Herbst 1999 drehte sie ihre virtuellen Runden um den vernetzten Globus - erst auf Englisch, dann in Deutsch. Heute ist der angebliche Ertrag fürs Mitmachen allerdings deutlich gestiegen und die Sache scheinbar noch wesentlich lukrativer! Waren es 1999 nur 1 $ pro weitergeleiteter Email, so sind es heute gar 245 €. Was für ein Unsinn! Wie will Microsoft wissen, an wen ich meine Emails schicke? Das wäre ja noch schöner! Und na klar, wir wissen ja alle, dass die Amis heute auch den €uro haben. Den Dollar haben die doch abgeschafft - hatte irgendwas mit der OPEC und den Ölpreisen zu tun. Oder war das die Sache mit der Gaspipeline und den Russen? Die Russische Mafia , ja, so wird es sein - die russische Mafia schreibt Kettenbriefe an arme alltagsgestresste, multimediaverwirrte Bundesbürger und verklebt mit dem Mist das Internet - das westliche Internet, versteht sich - oder haben Sie schon mal einen Kettenbrief auf kyrillisch erhalten? Vielleicht sind es frustrierte Terroristen , die auf diese Weise Traffic generieren, um Echelon zu verwirren! Echelon? Da haben Sie noch nichts von gehört? Dann wird es aber Zeit - suchen Sie dazu doch mal im Internet oder lesen Sie den Artikel bei Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Echelon. Vielleicht steckt ja sogar Bin Laden selbst dahinter! Bin Laden schreibt Kettenbriefe an brave deutsche Bundesbürger und die, artig und eifrig wie sonst kein anderes Wesen der Gattung Mensch, leiten diese auftragsgemäß an alle zur Verfügung stehenden Emailadressen weiter! Sie sehen: Unsinn ist schnell verfasst und heute dank(?) der elektronischen Medien schnell verbreitet. Aber mal ehrlich: Was glauben Sie? Wer profitiert von solcherlei Unsinn? Ist es der gelangweilte, arbeitslose Akademiker, der sich einen Scherz erlaubt? Der eifrige Wirtschaftsstudent, der Stoff für seine Diplomarbeit braucht? Oder hat die Sache doch einen ernsteren Hintergrund? Nun, der lockere und scherzhafte Tenor dieses Berichtes soll nicht die Erkenntnis trüben, dass sich diese Machenschaften am Rande der Legalität und, so muss hier leider konstatiert werden, am Rande menschlicher Intelligenz bewegen. Er ist hoffentlich Anlass für jene, die sich so leicht beeinflussen und begeistern lassen, vor das Tun das Denken zu stellen. Das Tun ist heute, im Zeitalter der globalen Vernetzung und der technischen Möglichkeiten, ein Leichtes - das Denken scheint jedoch zunehmend aus der Mode zu kommen. Das nächste Mal, wenn Billy angeblich seine Milliarden verschleudert, denken wir also ganz kurz nach, bevor wir die frohe Botschaft an unsere Bekannten weiterleiten. Vielleicht tippen wir auch bei Onkel Google die Suchbegriffe "Microsoft" und "Kettenbrief" ein. Das dauert nur ein paar Sekunden, und wir sind ganz schnell etwas schlauer. Das erspart uns und unseren Mitmenschen dann solcherlei Unsinn. "Ja, und wer schreibt nun diese blöden Briefe ?" mögen Sie jetzt fragen. Das ist eine gute Frage, und die Antwort muss ich Ihnen leider schuldig bleiben. Letzten Endes ist es doch aber egal, oder? Links zum Thema Kettenbriefe: http://de.wikipedia.org/wiki/Kettenbrief bietet einen Definition des Begrifes Kettenbrief. http://www.kubieziel.de/joke/kettenbrief.html erläutert und den Kettenbrief auf eine spaßige Art. http://www.tu-berlin.de/www/software/hoax/msaoltxt.shtml beschreibt den hier behandelten Haox. http://www.akademie.de/marketing-pr-vertrieb/oeffentlichkeitsarbeit/tipps/marketingpr/spam-gesetzeslage.htmlbeleuchtet die rechtliche Seite von Werbung per Email. http://snopes.com hält eine große Sammlung an (Falsch)meldungen vor (englisch). |